Tüpfeljohanniskraut (Hypericum perforatum)

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Weitere Namen

Tüpfeljohanniskraut, Austrieb (31.3.)
Tüpfeljohanniskraut, Blüte (12.6.)
Tüpfeljohanniskraut, Blüte mit Öldrüsen (27.6.)
Tüpfeljohanniskraut, Samenstand (6.9.)

Hartheu, Johannisblut, Blutkraut, Hexenkraut

Botanischer Name

»Hypericum«  vermutlich von gr hypereicon - den Heidekräutern ähnliche Sippe, »perforatum« durchlöchert

Englischer Name

St. John´s Wort

Familie

Johanniskrautgewächse, Hypericaceae

Verbreitung

Europa, Westasien, Nordafrika

Wuchs

kurzlebige Staude, horstiger Wuchs, Blätter klein oval sitzend durchscheinend punktiert (Öldrüsen), Blütenstände straff aufrecht bis 40cm hoch, später umfallend

Standort

sonnig, eher magerer Boden

Blütezeit

Juni, Juli, (August)

Blüte

trugdoldiger Blütenstand, leuchtend gelbe fünfzählige Blüten, an den Kronblättern sind deutlich dunkle Punkte oder Streifen zu sehen, die beim Zerreiben einen roten Farbstoff abgeben

Fruchtreife

August, September

Frucht

eiförmige Kapsel mit kleinen schwarzen Samen

Vermehrung

durch Teilung älterer Pflanzen, Selbstaussaat

Frosthärte

im Herbst ganz oder teilweise einziehend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, Schwebfliegen und Käfer

Pflege

verblühtes abschneiden, wenn sich die Pflanze nicht aussamen soll

Verwendbare Teile

blühende Triebe frisch oder getrocknet, Tee wirkt stimmungsaufhellend, erhöht die Lichtempfindlichkeit, bei Einnahme im Sommer erhöhte Sonnenbrandgefahr, frische Blüten in Öl ausziehen lassen ergibt Rotöl, wirksam bei Verbrennungen (Sonnenbrand!!!), Hautirritationen, innerlich bei depressiven Verstimmungen während der Wechseljahre, zur Herstellung von Rotöl werden die blühenden Treibspitzen zusammen mit einem hochwertigen Öl (Sonnenblumenöl) in ein Gefäß gegeben und für etwa sechs Wochen an einen warmen schattigen Ort gestellt, tägliches leichtes Schütteln erhöht die Ausbeute an wirksamen Stoffen, das Öl färbt sich im Laufe der Zeit dunkelrot, wird abgesiebt oder durch ein Tuch gedrückt und in einer dunklen Flasche aufbewahrt (Haltbarkeit etwa ein Jahr)

Inhaltsstoffe

Hypericin, Hyperforin, Phytosterin, Gerbstoffe, Rutin, Quercitin, Cholin, Flavonoide, roter Farbstoff, ätherische Öle

Status

anwesend, Ableger vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.318, Bobby J. Ward (1999)
  • Berliner Pflanzen S.77, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.102, Ulrich Völkel (2010)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.277, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.295, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.277, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.96, Detlev Henschel (2002)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.415, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.156, Heinz Görz (1987)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.100, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.158, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.133, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräuterzauber S.40, Dido Nitz (2012)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.68, Penelope Ody (2000)
  • New Kreüterbuch Cap.XXIIII, Leonhart Fuchs (1543)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.70, Detlev Arens (1991)
  • Symbolik der Pflanzen S.149, Marianne Beuchert (1996)
  • Wildblumen im Hausgarten S.67, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.143, Reinhard Witt (1994)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.151, Gertrud Scherf (2002)
  • kraut&rüben 6/1996, 1/2000, 6/2005, 6/2019 S.58

Geschichte und Geschichten

Das Tüpfeljohanniskraut ist eine eher kurzlebige Ausdauernde, die meist nach drei bis vier Jahren wieder verschwindet. Da die Pflanzen sich aber freigiebig aussäen, sind meist schon beim ersten Säubern der Beete im Frühjahr überall im Garten Jungpflanzen zu finden. Dürfen die Samenstände im Sommer an der Pflanze ausreifen, so bildet sie reichlich Saatgut aus, das noch im Herbst keimt und im zeitigen Frühjahr deutlich als Johanniskraut zu erkennen ist. Noch sind die Pflänzchen zart und bestehen aus einzelnen Trieben mit den charakteristischen mattgrünen ovalen Blättchen, die wie punktiert aussehen. Erstaunlich schnell wachsen sie heran, bilden zunächst einen bodennahen Teppich aus Blättern aus dem im Juni steife Stängel emporwachsen, an deren Ende lockere Trugdolden mit leuchtend gelben Blüten stehen. Die Blütezeit war maßgeblich am Namen der Pflanze beteiligt, fällt sie doch genau in die Zeit der Sommersonnenwende. Der 24. Juni ist der Gedenktag des Heiligen Johannes und ihm ist das Kraut geweiht. Als Heilpflanze und besonders zur Abwehr böser Mächte war es aber schon lange vor der Christianisierung in Gebrauch.


Johanniskraut verstärkt die Lichtempfindlichkeit der Haut, im Winter ein willkommener Effekt. Die niedrig stehende Sonne und häufig wolken- oder nebelverhangene Tage verursachen im Körper einen Mangel an Vitamin D, das der Mensch mit Hilfe des Sonnenlichtes aus diversen Vorstufen selbst herstellt. Milde Formen der "Winterdepression" lassen sich mit Johanniskraut durchaus behandeln. Für Tee werden die voll aufgeblühten Stängel geschnitten und schonend getrocknet. Bei Hautverletzungen und Verbrennungen kommt das sogenannte Rotöl zum Einsatz. Bereits beim Zerreiben der Blüten wird ein roter Farbstoff sichtbar, das Hypericin. Dieser Stoff lässt sich mit Hilfe von Öl aus den Blüten herausziehen. Dazu werden die Blüten in ein Glas gegeben, mit Öl übergossen und vier Wochen an ein sonniges Fenster gestellt. Gelegentliches Schütteln fördert den Prozess des Ausziehens. Das entstehende rote Öl wird in einer dunklen Flasche aufbewahrt und bei Bedarf aufgetragen.


Der Teufel war sehr erbost über diese Pflanze, konnte sie doch seelisches Leid lindern und ihm die Kundschaft rauben. in seiner Wut nahm er eine Nadel und zerstach die Blätter und Blüten des Johanniskrauts. Diese Löcher sind noch heute deutlich zu sehen, wenn die Pflanze im Gegenlicht betrachtet wird.