Marienblatt (Tanacetum balsamita)
Weitere Namen
Frauenminze, Balsamkraut, Riechblättchen
Botanischer Name
»Tanacetum« in verschiedenen alten Sprachen ähnlich klingende Bezeichnung für den Rainfarn, Ursprung ungeklärt, »balsamita« lat. angenehm aromatisch duftend
Englischer Name
Cost-Mary
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
Süd- und Osteuropa, Mittelasien
Wuchs
ausdauernd, horstige, rhizombildende Staude, Blätter silbrig grün, ledrig, rundlich oval, fein gesägt, Höhe mit Blütenstand 60-120cm
Standort
sonnig, eher nahrhafter kalkhaltiger Boden
Blütezeit
Juli, August, September
Blüte
kleine gelbe Knöpfchenblüten, ähnlich Rainfarn, die Entwicklung der Blüte dauert mehrere Wochen
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
sehr kleine schmale Achäne
Vermehrung
Aussaat im Frühjahr, Wurzelteilung im Herbst
Frosthärte
oberirdisch teilweise grün bleibend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
schon im Austrieb ist die Pflanze bei Schnecken sehr beliebt, fein zerstoßene Eierschalen bieten einen gewissen Schutz (versorgen die Pflanze gleich mit Kalk)
Pflege
im Frühjahr zurückschneiden, auf Schnecken achten
Verwendbare Teile
vor der Blüte geerntete Blätter als Salatwürze, Tee bei Leber- und Gallenbeschwerden, verdauungsfördernd, Duftpflanze, aromatisierender Bestandteil von Likören
Inhaltsstoffe
ätherisches Öl (Thujon, Borneol), Kampfer, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Vitamine, Glycoside
Status
anwesend
Literatur
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.44, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Die Kräuter in meinem Garten S.374, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
- Duftpflanzen S.48, Bernd Dittrich (1988)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.359, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.463, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.232, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kräuter S.187, Burkhard Bohne (2010)
- Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.64, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
- Wo der Pfeffer wächst S.26, Hansjörg Küster (1987)
Geschichte und Geschichten
Das Marienblatt wird in erster Linie wegen seines Duftes geschätzt, der zwischen Minze und Kampfer schwankt. Nördlich der Alpen war die Pflanze spätestens seit dem frühen Mittelalter bekannt, genau lässt sich das nur schwer bestimmen da sie als Balsamkraut bekannt war, ein Name, der vielen duftenden Kräutern beigegeben wurde. Die duftenden Blätter wurden getrocknet ins Gesangbuch gelegt, um während der Messe daran zu schnuppern, falls des Pfarrers Predigt mal wieder nicht enden wollte und die Müdigkeit zu groß wurde. Da der Duft nach dem Trocknen noch sehr lange erhalten bleibt, wurden die Blätter für Duftpotpourris verwendet. Auch als Gewürz war die Pflanze im Gebrauch, für deftige Gerichte, aber auch für Süßes wie Eierkuchen. Mit den Blättern wurde Bier aromatisiert und sie waren Bestandteil von Likören. Die eng mit dem Rainfarn verwandte Pflanze sollte wie dieser gegen Wurmbefall wirksam sein. Auch Pflanzenschädlinge lassen sich mit einem Absud bekämpfen.
Die Tendenz des Marienblattes zum Wuchern konnte ich in meinem Garten bisher nicht beobachten, im Gegenteil, ich bin in jedem Frühjahr froh, wenn ich es wieder finde. Die Schnecken sind häufig noch schneller als ich und außer ein paar kleinen Blättern bleibt nichts übrig. Selbst das großzügige Ausbringen von zerkleinerten Eierschalen war nur mäßig erfolgreich. Hier macht sich ein deutlicher Unterschied zum Rainfarn bemerkbar, den rührt keine Schnecke an...