Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
Weitere Namen
Palmblatt-Schneerose
Botanischer Name
»Helleborus« von gr. hellein - töten und boras - Speise, »foetidus« lat. stinkend
Englischer Name
Setter Wort, Stinking Hellebore, Bear`s Foot
Familie
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
Verbreitung
westliches und südliches Europa
Wuchs
ausdauernder Halbstrauch, mehrere Stämmchen bildend, die nach der Blüte absterben, 7-9 teilige schwach gezähnte ledrige Blätter 25cm hoch, Blütenstand bis 60cm hoch
Standort
halbschattig, nährstoffreicher Boden
Blütezeit
(Januar), (Februar), März, April, Mai
Blüte
kräftiger stammartiger Stängel, fünfzählige nickende glockige grünliche Schalenblüten, die aus den vergrößerten Kelchblättern bestehen, die Kronblätter sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, beim Öffnen der Blüte sind zunächst nur die vielen Staubgefäße zu sehen, die Samenanlagen wachsen erst später, sitzen dann auf einem kleinen Stielchen an dem noch deutlich die Abbruchstellen der Staubgefäße zu sehen sind, manche Blüten haben nur Staubgefäße und keine Samenanlagen, im Verblühen entsteht durch Anthocyane ein rötlicher Rand auf den Kelchblättern
Fruchtreife
Juli, August
Frucht
meist aus drei Teilen zusammen gesetzte Balgfrucht mit zweireihig angeordneten rundlichen, dunklen Samen
Vermehrung
durch Aussaat im Herbst (Kaltkeimer), die mit einem eiweißhaltigen Anhängsel versehenen Samen werden von Ameisen verschleppt
Frosthärte
frosthart bis etwa -12°C, dann teilweise oder ganz erfrierend, Winterschutz sinnvoll
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und Pelzbienen
Pflege
eventuell Blütenstand hochbinden, Winterschutz (besonders bei anhaltendem Kahlfrost)
Verwendbare Teile
Giftpflanze, Pulver aus der Wurzel wurde früher Niespulvern beigemischt, aber auch als Wurm- und Abführmittel benutzt
Inhaltsstoffe
Ranunculosid (Blütenblätter), Helleborin (Wurzel), Ranuncosid (Blatt, Stängel), Protoanemonin
Status
anwesend
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.180, Bobby J. Ward (1999)
- Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Hagebutte & Co. S.62, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Kräuter S.205, Burkhard Bohne (2010)
- Mein Garten S.486, Vita Sackville-West (1951-1958)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.246, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
- kraut&rüben 1/1999
Geschichte und Geschichten
Der Name Stinkende Nieswurz wird der Pflanze nicht wirklich gerecht, was Menschen als stinkend empfinden ist Geschmackssache. Beim Anschneiden entströmt den Stängeln und Wurzeln ein intensiver Geruch, den ich aber keineswegs als unangenehm empfinde. »Nieswurz« hingegen ist nachzuvollziehen, pulverisiert wurde die Wurzel Niespulvern beigemischt, da einige Inhaltsstoffe Niesreiz auslösen. Über das Niesen sollte Melancholie aus dem Körper heraus befördert werden. Die Nieswurz ist nicht ganz so frosthart wie ihre Verwandten Christ- und Lenzrose, in harten Wintern verabschiedet sie sich häufig. Ein Schutz aus Blättern und Tannenreisig kann zumindest die Verdunstung senken, wenn die immergrünen Blätter kein Wasser aus dem gefrorenen Boden aufnehmen können. Die Pflanze bildet halb verholzende Stämmchen, die nach einigen Jahren die grünen glockigen Blüten tragen. Diese werden schon im Herbst angelegt und in milden Wintern blühen die Pflanzen schon um den Jahreswechsel, sonst eher etwas später. Um Bestäuber anzulocken kann die Blüte ihre Innentemperatur um bis zu sechs Grad gegenüber der Umgebung erhöhen. Die Blüten sind sehr langlebig, ein rötlicher Rand zeigt an, dass es langsam dem Ende zugeht. Aber auch dann sind die reifenden Balgfrüchte noch attraktiv. Sie sollten an der Pflanze verbleiben, da die bald abstirbt und sich über die ausfallenden Samen, die von Ameisen verschleppt werden, vermehrt. Helleboren mögen an ihrem Standort in Ruhe gelassen werden, dann sind sie dankbare ausdauernde Gartenbewohner.