Lampionblume (Physalis alkekengi)
Weitere Namen
Judenkirsche, Laternenblume, Blasenkirsche
Botanischer Name
»Physalis« gr. physa - Blase, »alkekengi« heißt im Arabischen Judenkirsche
Englischer Name
Alkakengy
Familie
Nachtschattengewächse, Solanaceae
Verbreitung
Europa, Asien
Wuchs
ausdauernd, unterirdisch kriechende Grundachse, Blätter herz- bis eiförmig, Blütenstand bis 80cm hoch
Standort
halbschattig, nahrhafter, kalkhaltiger Boden
Blütezeit
Juni, Juli
Blüte
flacher, fünfzipfeliger weißlicher Trichter mit grüner Zeichnung, meist einzeln in den Blattachseln, bleibt meist unter den Blättern verborgen
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
etwa kirschgroße orange Beere von auffälligem orangen papierartigem Kelch umhüllt, von dem im Spätherbst nur das filigrane netzartige Gerüst übrig bleibt
Vermehrung
durch Teilung des Rhizoms
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch langrüsselige Bienen, Hummeln und Falter
Pflege
Rückschnitt im Frühjahr
Verwendbare Teile
reife Früchte, wirken harntreibend, unsicher ist der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen, der offenbar stark schwankt und von Mensch zu Mensch unterschiedlich wirkt, Magenschmerzen und Übelkeit können auftreten, in Branntwein angesetzte Früchte ergeben ein in der Volksmedizin gebräuchliches Mittel gegen Blasen- und Nierensteine, sowie Rheuma und Gicht, die dekorativen Lampions halten sich lange in Trockensträußen, können aber auch einzeln über die Lämpchen einer Lichterkette gestülpt für herbstlich warmes Licht sorgen
Inhaltsstoffe
Vitamine, Mineralstoffe, Bitterstoffe, Physalin, Steroide, Karotin, Gerbstoffe
Status
anwesend
Literatur
- Bärlauch und Judenkirsche S.124, Gerhild Buirmann-Dähne (1990)
- Die Kräuter in meinem Garten S.279, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.326, Deni Bown (1996)
- Gartenlust S.144, Johannes Roth (1992)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.560, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.158, Heinz Görz (1987)
- Hagebutte & Co S.204, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Kölbls Kräuterfibel S.159, Konrad Kölbl (1993)
- Vom Geschmack der Lilienblüten S.201, Jürgen Dahl (1995)
- kraut&rüben 11/1999, 11/2005
Geschichte und Geschichten
Die Lampionblume kommt in freier Natur auf kalkhaltigen, eher warmen Böden vor, Weinberge sind ihr sehr angenehm. Dort kann sie mit ihren unterirdischen Ausläufern größere Bereiche bewachsen und jedes Frühjahr an neuen Orten zum Vorschein kommen. Während der Vegetationszeit ist die Pflanze recht unauffällig, die weiße sternförmige Blüte wird oft übersehen. Sie verbirgt sich unter den Blattknoten, ist mit anderthalb Zentimetern auch nicht sehr groß. Weithin sichtbar werden die blasenartigen Fruchthüllen, die meist zu mehreren übereinander an einem Stängel hängen und sich im Herbst kräftig orange färben.Sie beinhalten die ebenso orange einzelne Beere, in deren weichem Fruchtfleisch sich viele kleine Kerne verbergen und deren Geschmack von süßsäuerlich bis zu sehr bitter reichen kann. Ein zweifelhafter Genuss, zumal sie Magenschmerzen verursachen kann. Im Spätherbst zerfällt die orange Hülle und hinterlässt ein filigranes Kunstwerk aus feinen Adern.
Den Namen Judenkirsche oder auch Judenhütlein hat die Pflanze ihrer Fruchthülle zu verdanken, die der Kopfbedeckung ähnelt, die von jüdischen Frauen im Mittelalter getragen wurde.