Gänseblümchen (Bellis perennis): Unterschied zwischen den Versionen

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* kraut&rüben  2/2000, 3/2007
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===Geschichte und Geschichten===
===Geschichte und Geschichten===
Am Gänseblümchen (Bellis perennis) scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das Blümchen an sich, für die anderen das böse Rasenunkraut schlechthin. Letztere sollten sich darüber im Klaren sein, dass erst der Rasen dem Gänseblümchen seine rasante Ausbreitung ermöglicht hat. Die niedrig wachsende Pflanze ist auf offene Flächen angewiesen, wie sie natürlich nur in höheren Gebirgslagen vorkommen. Solange im Flachland die Wiesen nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wurden, hatte das Maßliebchen nur kurz nach der Mahd eine Chance, und zu Zeiten in denen der größte Teil der Vegetation ruht, also im Winter. Solange keine strengen Fröste herrschen, blüht die Pflanze fast rund ums Jahr. Noch im Mittelalter war sie eher selten. Der Rasen als Gestaltungselement von Gärten war noch unbekannt, gab es doch gar keine Möglichkeit eine größere Grasfläche kurz zu halten. Erst in der Neuzeit kam mit den französischen und englischen Gärten das kurz gehaltene Gras in Mode. In Blenheim Palace in England etwa waren 50 Arbeiter damit beschäftigt, den Rasen mit Sensen zu mähen, eine unglaubliche Aufgabe, sollte das Resultat doch eine ebene Fläche darstellen. Im Jahre 1830 entwickelte der englische Ingenieur Edwin Beard Budding den ersten Rasenmäher. das revolutionierte die gartengestalterischen Möglichkeiten und machte den Weg frei für das kleine, ständig überwucherte Gänseblümchen.  
Am Gänseblümchen (Bellis perennis) scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das Blümchen an sich, für die anderen das böse Rasenunkraut schlechthin. Letztere sollten sich darüber im Klaren sein, dass erst der Rasen dem Gänseblümchen seine rasante Ausbreitung ermöglicht hat. Die niedrig wachsende Pflanze ist auf offene Flächen angewiesen, wie sie natürlich nur in höheren Gebirgslagen vorkommen. Solange im Flachland die Wiesen nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wurden, hatte das Maßliebchen nur kurz nach der Mahd eine Chance, und zu Zeiten in denen der größte Teil der Vegetation ruht, also im Winter. Solange keine strengen Fröste herrschen, blüht die Pflanze fast rund ums Jahr. Noch im Mittelalter war sie eher selten. Der Rasen als Gestaltungselement von Gärten war noch unbekannt, gab es doch gar keine Möglichkeit eine größere Grasfläche kurz zu halten. Erst in der Neuzeit kam mit den französischen und englischen Gärten das kurz gehaltene Gras in Mode. In Blenheim Palace in England etwa waren 50 Arbeiter damit beschäftigt, den Rasen mit Sensen zu mähen, eine unglaubliche Aufgabe, sollte das Resultat doch eine ebene Fläche darstellen. Im Jahre 1830 entwickelte der englische Ingenieur Edwin Beard Budding den ersten Rasenmäher. das revolutionierte die gartengestalterischen Möglichkeiten und machte den Weg frei für das kleine, ständig überwucherte Gänseblümchen.  


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Bei den alten Germanen war war das Gänseblümchen der Göttin Freya geweiht, galt als Symbol des Neubeginns im Frühjahr.
Bei den alten Germanen war war das Gänseblümchen der Göttin Freya geweiht, galt als Symbol des Neubeginns im Frühjahr.


Eine Pflanze die fast das ganze Jahr blüht, muss über magische Kräfte verfügen. Wer im Frühjahr die ersten drei Blüten mit dem Munde abbiss war das ganze Jahr gegen Magenschmerzen gefeit, so hieß es.
Eine Pflanze die fast das ganze Jahr blüht, muss über magische Kräfte verfügen. Wer drei Blüten mit dem Munde abbiss war gegen Magenschmerzen gefeit, so hieß es. Waren das gar die ersten Blüten des Jahres, so würde der Entdecker das ganze Jahr keinen Durst verspüren. Allgemein bekannt ist das Auszupfen der Blütenblätter als Liebesorakel, "Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich...". Bei positivem Ergebnis lässt sich gleich noch die Zahl der zu erwartenden Kinder bestimmen, indem die verbliebenen gelben Röhrenblüten hochgeworfen und mit dem Handrücken aufgefangen werden.
 
Das Gänseblümchen ist bereits seit langer Zeit auch in der Küche verwendet worden. Im 16. Jahrhundert wurde die Pflanze in England als Suppen- und Salatkraut angebaut. Die jungen Blätter, die teilweise ja schon im Spätwinter zu finden sind lassen sich als Salatzutat verwenden, genau wie die den ganzen Sommer zu findenden Blüten. Aus den Knospen lassen sich Kapern herstellen, die Ernte ist allerdings etwas mühsam. Auf dem Boden zu hocken und die kleinen Knospen aus den Blättern zu sortieren ist eine geradezu meditative Beschäftigung.


====Kulinarisches====
====Kulinarisches====

Version vom 3. September 2014, 21:44 Uhr

Weitere Namen

Augenblume, Gänseliese, Maßliebchen, Tausendschön, Maiblume

Englischer Name

Daisy

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Europa, Asien, Amerika

Wuchs

flache kleine Rosette mit spatelförmigen Blättern, immergrün, fast ganzjährig blühend, mit Blüte etwa 15cm hoch

Standort

sonnige kurzgehaltene Wiesen, nahrhafter Boden

Blütezeit

fast ganzjährig

Blüte

Gänseblümchen, Blüte

bis 2cm durchmessende Blüte mit gelben Röhrenblüten und weißen Zungenblüten, deren Spitzen rosa überlaufen

Fruchtreife

fast ganzjährig

Frucht

Vermehrung

durch Selbstaussaat, Rosetten breiten sich durch Ausläufer aus

Frosthärte

grün überwinternd, nur bei längeren Frostperioden ohne Blüten

Pflege

wächst nur auf kurzgehaltenen Wiesen

Verwendbare Teile

frische Blätter und Blüten für Salat oder Kräuterbutter, Blütenköpfe als Tee, blutreinigend ,schleimlösend, wassertreibend

Inhaltsstoffe

Saponine, ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Anthoxanthin, Schleimstoffe

Literatur

  • Blattrosetten S.53, Raimund Fischer
  • Delikatessen aus Unkräutern S.47, Graupe, Koller
  • Die Kräuter in meinem Garten S.193, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.66, Detlev Henschel
  • Heilkräuter und Zauberpflanzen... S.135, Wolf-Dieter Storl
  • Kräuter S.112, Burkhard Bohne
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.14, Detlev Arens
  • Wildkräuter sehen und erkennen S.87, Roger Phillips
  • Wo der Pfeffer wächst S.75, Hansjörg Küster
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.176, Gertrud Scherf
  • kraut&rüben 2/2000, 3/2007

Geschichte und Geschichten

Am Gänseblümchen (Bellis perennis) scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das Blümchen an sich, für die anderen das böse Rasenunkraut schlechthin. Letztere sollten sich darüber im Klaren sein, dass erst der Rasen dem Gänseblümchen seine rasante Ausbreitung ermöglicht hat. Die niedrig wachsende Pflanze ist auf offene Flächen angewiesen, wie sie natürlich nur in höheren Gebirgslagen vorkommen. Solange im Flachland die Wiesen nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wurden, hatte das Maßliebchen nur kurz nach der Mahd eine Chance, und zu Zeiten in denen der größte Teil der Vegetation ruht, also im Winter. Solange keine strengen Fröste herrschen, blüht die Pflanze fast rund ums Jahr. Noch im Mittelalter war sie eher selten. Der Rasen als Gestaltungselement von Gärten war noch unbekannt, gab es doch gar keine Möglichkeit eine größere Grasfläche kurz zu halten. Erst in der Neuzeit kam mit den französischen und englischen Gärten das kurz gehaltene Gras in Mode. In Blenheim Palace in England etwa waren 50 Arbeiter damit beschäftigt, den Rasen mit Sensen zu mähen, eine unglaubliche Aufgabe, sollte das Resultat doch eine ebene Fläche darstellen. Im Jahre 1830 entwickelte der englische Ingenieur Edwin Beard Budding den ersten Rasenmäher. das revolutionierte die gartengestalterischen Möglichkeiten und machte den Weg frei für das kleine, ständig überwucherte Gänseblümchen.

Um die Herkunft der Blume ranken sich verschiedene Legenden, so soll sie aus den Tränen der Jungfrau Maria entstanden sein, die diese auf der Flucht nach Ägypten vergoss, die rötlichen Spitzen der Blütenblätter entstanden durch Blutspritzer, als das Jesuskind sich an einem Dorn geritzt hatte. Als Marienpflanze erscheint das Gänseblümchen auf vielen mittelalterlichen Gemälden, so am berühmten Genter Altar und auch im Kölner Dom. Bei den alten Germanen war war das Gänseblümchen der Göttin Freya geweiht, galt als Symbol des Neubeginns im Frühjahr.

Eine Pflanze die fast das ganze Jahr blüht, muss über magische Kräfte verfügen. Wer drei Blüten mit dem Munde abbiss war gegen Magenschmerzen gefeit, so hieß es. Waren das gar die ersten Blüten des Jahres, so würde der Entdecker das ganze Jahr keinen Durst verspüren. Allgemein bekannt ist das Auszupfen der Blütenblätter als Liebesorakel, "Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich...". Bei positivem Ergebnis lässt sich gleich noch die Zahl der zu erwartenden Kinder bestimmen, indem die verbliebenen gelben Röhrenblüten hochgeworfen und mit dem Handrücken aufgefangen werden.

Das Gänseblümchen ist bereits seit langer Zeit auch in der Küche verwendet worden. Im 16. Jahrhundert wurde die Pflanze in England als Suppen- und Salatkraut angebaut. Die jungen Blätter, die teilweise ja schon im Spätwinter zu finden sind lassen sich als Salatzutat verwenden, genau wie die den ganzen Sommer zu findenden Blüten. Aus den Knospen lassen sich Kapern herstellen, die Ernte ist allerdings etwas mühsam. Auf dem Boden zu hocken und die kleinen Knospen aus den Blättern zu sortieren ist eine geradezu meditative Beschäftigung.

Kulinarisches

Gänseblümchenkapern

  • 100g Gänseblümchenknospen
  • 100ml Essig (je nach Geschmack mild oder kräftig)
  • 50ml Wasser oder Weißwein
  • 1/2 Tl Salz
 Die Ernte der Gänseblümchenknospen ist eine eher mühsame Beschäftigung, 100g zusammen zu bekommen schon 
 eine Fleißaufgabe. Da sie so nah an der Erde wachsen ist gründliche Säuberung notwendig.
 Wasser(oder Wein) mit Essig und Salz aufkochen, die Knospen dazu geben und 5 Minuten köcheln lassen. An-
 schließend mit der Flüssigkeit heiß in kleine Schraubgläser füllen und sofort verschließen.