Große Klette (Arctium lappa): Unterschied zwischen den Versionen

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====Geschichte und Geschichten====
====Geschichte und Geschichten====
Mit der Klette verbinden sich Kindheitserinnerungen. Spaziergänge durch Wald und Wiesen, wo die beeindruckend große Pflanze ihren Blütenschaft bis über zwei Meter weit in den Himmel reckt, die lilafarbenen Distelblüten voller Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und natürlich die trockenen Blütenreste mit den Samen, die sich so wunderbar den Geschwistern in Kleidung und Haare werfen lassen, wo sie mit ihren kräftigen Widerhaken hängen bleiben. Genau das ist der Sinn dieser Häckchen. Mit Hilfe von Tieren, in deren Fell die Kletten hängen bleiben, verbreitet die Pflanze ihre Samen. Das komplette Körbchen wird vom Tier mitgenommen und unterwegs rieseln die gefleckten, gut einen halben Zentimeter langen Samen heraus. Je nach Witterung keimen sie entweder noch im Herbst aus und bilden eine den Winter überdauernde Rosette oder sie warten bis zum nächsten Frühjahr. Sonnige Wiesenränder und nährstoffreiche Böden vom Flachland bis ins Gebirge verhelfen dem Korbblütler schnell zu einer großmächtigen Statur. Die herzförmigen unterseits graufilzigen Blätter können bis zu 75 Zentimeter durchmessen. Die unteren liegen meist auf dem Boden auf, tragen das Gewicht der höher gewachsenen und halten die Umgebung frei von konkurrierenden Gewächsen. Ist der Boden magerer, bleibt die Pflanze netsprechend kleiner, wirkt dann fast zierlich. Im ersten Jahr bildet die Große Klette eine Rosette und sammelt in ihrer langen rübenartigen Wurzel Nährstoffe. in Herbst kann die Wurzel eine Länge von mehr als einem halben Meter erreichen. Das gibt ihr Standfestigkeit, denn im nächsten Frühjahr beginnt sie in die Höhe zu wachsen. Unter guten Bedingungen kann sich der Blütenschaft mehr als zwei Meter in die Höhe schieben. Die fast wie Wellpappe geriffelte Oberfläche gibt ihm zusätzlichen Halt. Auf halber Höhe beginnt der Trieb sich zu verzweigen und bildet lockere Doldentrauben an denen sich die Blüten entwickeln. Die kugeligen Körbchen sind rundum mit kleinen Widerhaken besetzt. Im Knospenstadium sind sie noch weich, öffnen sich oben zu einem schmalen Durchlass, aus dem die violetten Röhrenblüten hervor zu quellen scheinen. Sie sitzen eng beieinander, gekrönt von weißen Staubgefäßen. Kaum haben sich die ersten geöffnet ist die Blüte von Insekten bevölkert und die Bestäubung gesichert. Im Innern des Körbchens entwickeln sich die Samen, außen werden die Widerhaken zu einem effektiven Schutz. Ab August ist das Körbchen so weit abgetrocknet, dass es sich öffnet. Die reifen Samen tragen einen Pappus aus weichen Haaren, sind aber zu schwer, um damit fliegen zu können, die Haare fallen auch bald ab. Also warten sie geduldig bis ein Tier vorbeistreift oder heftige Herbstwinde die insgesamt absterbende Pflanze umkippen und die Samen ausfallen. Im Garten hängt es vom Gärtner ab, ob er der Klette erlaubt, sich auszubreiten. Nach der hübschen Blüte kann die ohnehin nur zweijährige Pflanze ausgerissen und kompostiert werden. Dann entgeht einem allerdings der Anblick der im Winter reifüberzogenen Samenstände und auch die Vögel, die sich die nahrhaften Happen holen. Wird die abgestorbene Pflanze entsorgt, ist etwas Vorsicht geboten, die feinen Härchen können unangenahmen Juckreiz auslösen.   


Schon im Altertum war die Große Klette als Heilpflanze geschätzt. Die frischen Blätter wurden zerkleinert als keimtötender Wundverband verwendet, lassen sich auch bei Furunkeln und Abszessen einsetzen. Ein Tee aus frischen oder getrockneten Blättern soll sich positiv auf die Verdauung auswirken und die gereizte Magenschleimhaut beruhigen. Die Wurzel hilft nach einer Behandlung mit Antibiotika die Darmflora wieder her zu stellen, regt die Nierenfunktion an und kann bei vielen Hauterkrankungen zum Einsatz kommen. Mit ihrer harntreibenden Wirkung sorgt sie dafür, dass Giftstoffe, besonders auch Schwermetalle, aus dem Körper ausgeschwemmt werden, ein Effekt, der bei Rheuma und Gicht hilfreich sein kann.  
Mit der Klette verbinden sich Kindheitserinnerungen. Spaziergänge durch Wald und Wiesen, wo die beeindruckend große Pflanze ihren Blütenschaft bis über zwei Meter weit in den Himmel reckt, die lilafarbenen Distelblüten voller Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und natürlich die trockenen Blütenreste mit den Samen, die sich so wunderbar den Geschwistern in Kleidung und Haare werfen lassen, wo sie mit ihren kräftigen Widerhaken hängen bleiben. Genau das ist der Sinn dieser Häckchen. Mit Hilfe von Tieren, in deren Fell die Kletten hängen bleiben, verbreitet die Pflanze ihre Samen. Das komplette Körbchen wird vom Tier mitgenommen und unterwegs rieseln die gefleckten, gut einen halben Zentimeter langen Samen heraus. Je nach Witterung keimen sie entweder noch im Herbst und bilden eine den Winter überdauernde Rosette oder sie warten bis zum nächsten Frühjahr. Sonnige Wiesenränder und nährstoffreiche Böden vom Flachland bis ins Gebirge verhelfen dem Korbblütler schnell zu einer großmächtigen Statur. Die herzförmigen unterseits graufilzigen Blätter können bis zu 75 Zentimeter durchmessen. Die unteren liegen meist auf dem Boden auf, tragen das Gewicht der höher gewachsenen und halten die Umgebung frei von konkurrierenden Gewächsen. Ist der Boden magerer, bleibt die Pflanze entsprechend kleiner, wirkt dann fast zierlich. Im ersten Jahr bildet die Große Klette eine Rosette und sammelt in ihrer langen rübenartigen Wurzel Nährstoffe. Im Herbst kann die Wurzel eine Länge von mehr als einem halben Meter erreichen. Das gibt ihr Standfestigkeit, denn im nächsten Frühjahr beginnt sie in die Höhe zu wachsen. Unter guten Bedingungen kann sich der Blütenschaft mehr als zwei Meter in die Höhe schieben. Die fast wie Wellpappe geriffelte Oberfläche gibt ihm zusätzlichen Halt. Auf halber Höhe beginnt der Trieb sich zu verzweigen und bildet lockere Doldentrauben an denen sich die Blüten entwickeln. Die kugeligen Körbchen sind rundum mit kleinen Widerhaken besetzt. Im Knospenstadium sind sie noch weich, öffnen sich oben zu einem schmalen Durchlass, aus dem die violetten Röhrenblüten hervor zu quellen scheinen. Sie sitzen eng beieinander, gekrönt von weißen Staubgefäßen. Kaum haben sich die ersten geöffnet ist die Blüte von Insekten bevölkert und die Bestäubung gesichert. Im Innern des Körbchens entwickeln sich die Samen, außen werden die Widerhaken zu einem effektiven Schutz. Ab August ist das Körbchen so weit abgetrocknet, dass es sich öffnet. Die reifen Samen tragen einen Pappus aus weichen Haaren, sind aber zu schwer, um damit fliegen zu können, die Haare fallen auch bald ab. Also warten sie geduldig bis ein Tier vorbeistreift oder heftige Herbstwinde die insgesamt absterbende Pflanze umkippen und die Samen ausfallen. Im Garten hängt es vom Gärtner ab, ob er der Klette erlaubt, sich auszubreiten. Nach der hübschen Blüte kann die ohnehin nur zweijährige Pflanze ausgerissen und kompostiert werden. Dann entgeht einem allerdings der Anblick der im Winter reifüberzogenen Samenstände und auch die Vögel, die sich die nahrhaften Happen holen. Wird die abgestorbene Pflanze entsorgt, ist etwas Vorsicht geboten, die feinen Härchen können unangenahmen Juckreiz auslösen.   
 
Schon im Altertum war die Große Klette als Heilpflanze geschätzt. Die frischen Blätter wurden zerkleinert als keimtötender Wundverband verwendet, lassen sich auch bei Furunkeln und Abszessen einsetzen. Ein Brei aus der frischen Wurzel soll mit Salz vermischt schnelle Linderung bei Hühneraugen bringen. Der Tee aus frischen oder getrockneten Blättern kann sich positiv auf die Verdauung auswirken und die gereizte Magenschleimhaut beruhigen. Die Wurzel hilft nach einer Behandlung mit Antibiotika die Darmflora wieder her zu stellen, regt die Nierenfunktion an und kann bei vielen Hauterkrankungen zum Einsatz kommen. Mit ihrer harntreibenden Wirkung sorgt sie dafür, dass Giftstoffe, besonders auch Schwermetalle, aus dem Körper ausgeschwemmt werden, ein Effekt, der bei Rheuma und Gicht hilfreich sein kann.  
Klettenwurzelöl wurde Jahrzehnte lang als Mittel für dichteren Haarwuchs angepriesen, die Wirkung bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.
Klettenwurzelöl wurde Jahrzehnte lang als Mittel für dichteren Haarwuchs angepriesen, die Wirkung bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.


Wie so viele Wildpflanzen, die den Menschen in seiner Entwicklung begleiteten, wurden auch der Klette Kräfte jenseits des Sichtbaren zugeschrieben. Gegen böse Geister sollte sie wirksam sein. Am Johannistag geschnittene Kletten über dem Stalltor befestigt, schützten das Vieh vor Krankheit und ein Blatt unter das Butterfass gelegt, sorgte dafür, dass die Milch schneller buttert. Die festhaftende Eigenschaft der Klette übertrug sich schnell auf zwischenmenschliche Beziehungen, so sollte jemand, der in der Liebe eher wechselhaft war Kletten an sich tragen, damit sichtbar war, dass er sich an jeden anheften wollte. Noch heute wird einem besonders lästigen Zeitgenossen nachgesagt,dass er "wie eine Klette" an einem hängt.
Wie so viele Wildpflanzen, die den Menschen in seiner Entwicklung begleiteten, wurden auch der Klette Kräfte jenseits des Sichtbaren zugeschrieben. Gegen böse Geister sollte sie wirksam sein. Am Johannistag geschnittene Kletten über dem Stalltor befestigt, schützten das Vieh vor Krankheit und ein Blatt unter das Butterfass gelegt, sorgte dafür, dass die Milch schneller buttert. Die festhaftende Eigenschaft der Klette übertrug sich schnell auf zwischenmenschliche Beziehungen, so sollte jemand, der in der Liebe eher wechselhaft war Kletten an sich tragen, damit sichtbar war, dass er sich an jeden anheften wollte. Noch heute wird einem besonders lästigen Zeitgenossen nachgesagt,dass er "wie eine Klette" an einem hängt.
Die Anhänglichkeit der Klette hat heute einen ganz praktischen Nutzen, die Pflanze war das Vorbild für den so vielseitig einsetzbaren Klettverschluss.


Sollte die Klette sich im Garten angesiedelt haben und die nahrhaften Beete beanspruchen, die eigentlich zum Anbau von Gemüse gedacht waren, so können sie als solches weiter kultiviert werden und die Küche um eine neue Geschmacksvariante bereichern. Die Blätter lassen sich als Spinatersatz verwenden sind aber eher herb im Geschmack. Besser zu verwenden sind die Stängel und im Herbst die Wurzel. Bei beidem muss die bittere Schale entfernt werden, was bei den Stängeln eher mühsam, bei den Wurzeln recht einfach zu machen ist. Um Reste der Bitterkeit zu entfernen, werden die vorbereiteten Wurzel 20 Minuten in Wasser gekocht, dem etwas Natron zugesetzt wurde. Danach können sie in Butter geschwenkt und leicht gesalzen serviert werden oder gemischtes Gemüse mit ihrem zarten Geschmack bereichern.   
Sollte die Klette sich im Garten angesiedelt haben und die nahrhaften Beete beanspruchen, die eigentlich zum Anbau von Gemüse gedacht waren, so können sie als solches weiter kultiviert werden und die Küche um eine neue Geschmacksvariante bereichern. Die jungen Blätter lassen sich als Spinatersatz verwenden, werden aber bald herb im Geschmack. Angenehmer im Aroma sind die Stängel und im Herbst die Wurzel. Bei beidem muss die bittere Schale entfernt werden, was bei den Stängeln eher mühsam, bei den Wurzeln recht einfach zu machen ist. Um Reste der Bitterkeit zu entfernen, werden die vorbereiteten Wurzel 20 Minuten in Wasser gekocht, dem etwas Natron zugesetzt wurde. Danach können sie in Butter geschwenkt und leicht gesalzen serviert werden oder gemischtes Gemüse mit ihrem zarten Geschmack bereichern.   


   
   

Version vom 7. Dezember 2014, 15:07 Uhr

Weitere Namen

Große Klette, Austrieb (31.3.)

Haarwuchswurz, Putzenklette, Grindwurz, Igelklette, Klettenwurz, Klebern, Rossklettenwurz

Botanischer Name

"Arctium" vom griechischen arktos für Bär, "lappa" (1) indogermanisch "lep" und "lop" für Hand- oder Fußfläche, althochdeutsch "lappo" für "flache Hand" wegen der großen flach ausgebreiteten Blätter (2) keltisch "llap" für festhalten ergreifen, wegen der haftenden Früchte

Englischer Name

Great Burdock

Familie

Korbblütler, Asteraceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordamerika

Wuchs

Große Klette, Blüte (12.7.)

zweijährige Rosette,auf nährstoffreichem Boden 60-70cm durchmessende herzförmige Blätter, im zweiten Jahr kräftiger, verzweigter Blütenstand mit in lockeren Doldentrauben stehenden Einzelblüten, Höhe bis über zwei Meter, nach der Samenreife absterbend

Standort

sonnig bis halbschattig, sandige kalkhaltige Böden

Blütezeit

Juli, August, September

Blüte

typische Distelblüte, Körbchen mit vielen kräftigen Widerhaken, Röhrenblüten eng beieinander sitzend, violett

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

Große Klette, unreifer Samenstand (21.7.)
Große Klette, Samenstand (16.9.)

braune gefleckte schmale Samen mit weißem Pappus (nicht flugfähig, der Same ist zu schwer, Pappus verklebt bei Regen), bei Hautkontakt Juckreiz auslösend

Vermehrung

Aussaat im Sommer, Selbstaussaat

Frosthärte

Rosette im ersten Jahr grün überwinternd

Pflege

keine

Verwendbare Teile

Mark der Wurzeln und Blattstängel der einjährigen Rosette als Gemüse, Wurzel mit hautreinigender Wirkung, blutreinigend, schweißtreibend, antibakteriell, harntreibend, Klettenwurzelöl bei schuppiger Kopfhaut und Haarausfall, zerquetschte frische Blätter als keimtötender Umschlag auf Wunden

Inhaltsstoffe

Inulin, Sitosterin, Phytosterine, äterische Öle, Polyacetylen, Gerbstoffe, Proteine, Fett, Bitterstoffe

Literatur

  • Delikatessen aus Unkräutern S.110, Graupe, Koller
  • Die Kräuter in meinem Garten S.304, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.140, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.62, Eve Marie Helm (1978)
  • Kräuter S.107, Burkhard Bohne (2010)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.163, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)

Geschichte und Geschichten

Mit der Klette verbinden sich Kindheitserinnerungen. Spaziergänge durch Wald und Wiesen, wo die beeindruckend große Pflanze ihren Blütenschaft bis über zwei Meter weit in den Himmel reckt, die lilafarbenen Distelblüten voller Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und natürlich die trockenen Blütenreste mit den Samen, die sich so wunderbar den Geschwistern in Kleidung und Haare werfen lassen, wo sie mit ihren kräftigen Widerhaken hängen bleiben. Genau das ist der Sinn dieser Häckchen. Mit Hilfe von Tieren, in deren Fell die Kletten hängen bleiben, verbreitet die Pflanze ihre Samen. Das komplette Körbchen wird vom Tier mitgenommen und unterwegs rieseln die gefleckten, gut einen halben Zentimeter langen Samen heraus. Je nach Witterung keimen sie entweder noch im Herbst und bilden eine den Winter überdauernde Rosette oder sie warten bis zum nächsten Frühjahr. Sonnige Wiesenränder und nährstoffreiche Böden vom Flachland bis ins Gebirge verhelfen dem Korbblütler schnell zu einer großmächtigen Statur. Die herzförmigen unterseits graufilzigen Blätter können bis zu 75 Zentimeter durchmessen. Die unteren liegen meist auf dem Boden auf, tragen das Gewicht der höher gewachsenen und halten die Umgebung frei von konkurrierenden Gewächsen. Ist der Boden magerer, bleibt die Pflanze entsprechend kleiner, wirkt dann fast zierlich. Im ersten Jahr bildet die Große Klette eine Rosette und sammelt in ihrer langen rübenartigen Wurzel Nährstoffe. Im Herbst kann die Wurzel eine Länge von mehr als einem halben Meter erreichen. Das gibt ihr Standfestigkeit, denn im nächsten Frühjahr beginnt sie in die Höhe zu wachsen. Unter guten Bedingungen kann sich der Blütenschaft mehr als zwei Meter in die Höhe schieben. Die fast wie Wellpappe geriffelte Oberfläche gibt ihm zusätzlichen Halt. Auf halber Höhe beginnt der Trieb sich zu verzweigen und bildet lockere Doldentrauben an denen sich die Blüten entwickeln. Die kugeligen Körbchen sind rundum mit kleinen Widerhaken besetzt. Im Knospenstadium sind sie noch weich, öffnen sich oben zu einem schmalen Durchlass, aus dem die violetten Röhrenblüten hervor zu quellen scheinen. Sie sitzen eng beieinander, gekrönt von weißen Staubgefäßen. Kaum haben sich die ersten geöffnet ist die Blüte von Insekten bevölkert und die Bestäubung gesichert. Im Innern des Körbchens entwickeln sich die Samen, außen werden die Widerhaken zu einem effektiven Schutz. Ab August ist das Körbchen so weit abgetrocknet, dass es sich öffnet. Die reifen Samen tragen einen Pappus aus weichen Haaren, sind aber zu schwer, um damit fliegen zu können, die Haare fallen auch bald ab. Also warten sie geduldig bis ein Tier vorbeistreift oder heftige Herbstwinde die insgesamt absterbende Pflanze umkippen und die Samen ausfallen. Im Garten hängt es vom Gärtner ab, ob er der Klette erlaubt, sich auszubreiten. Nach der hübschen Blüte kann die ohnehin nur zweijährige Pflanze ausgerissen und kompostiert werden. Dann entgeht einem allerdings der Anblick der im Winter reifüberzogenen Samenstände und auch die Vögel, die sich die nahrhaften Happen holen. Wird die abgestorbene Pflanze entsorgt, ist etwas Vorsicht geboten, die feinen Härchen können unangenahmen Juckreiz auslösen.

Schon im Altertum war die Große Klette als Heilpflanze geschätzt. Die frischen Blätter wurden zerkleinert als keimtötender Wundverband verwendet, lassen sich auch bei Furunkeln und Abszessen einsetzen. Ein Brei aus der frischen Wurzel soll mit Salz vermischt schnelle Linderung bei Hühneraugen bringen. Der Tee aus frischen oder getrockneten Blättern kann sich positiv auf die Verdauung auswirken und die gereizte Magenschleimhaut beruhigen. Die Wurzel hilft nach einer Behandlung mit Antibiotika die Darmflora wieder her zu stellen, regt die Nierenfunktion an und kann bei vielen Hauterkrankungen zum Einsatz kommen. Mit ihrer harntreibenden Wirkung sorgt sie dafür, dass Giftstoffe, besonders auch Schwermetalle, aus dem Körper ausgeschwemmt werden, ein Effekt, der bei Rheuma und Gicht hilfreich sein kann. Klettenwurzelöl wurde Jahrzehnte lang als Mittel für dichteren Haarwuchs angepriesen, die Wirkung bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.

Wie so viele Wildpflanzen, die den Menschen in seiner Entwicklung begleiteten, wurden auch der Klette Kräfte jenseits des Sichtbaren zugeschrieben. Gegen böse Geister sollte sie wirksam sein. Am Johannistag geschnittene Kletten über dem Stalltor befestigt, schützten das Vieh vor Krankheit und ein Blatt unter das Butterfass gelegt, sorgte dafür, dass die Milch schneller buttert. Die festhaftende Eigenschaft der Klette übertrug sich schnell auf zwischenmenschliche Beziehungen, so sollte jemand, der in der Liebe eher wechselhaft war Kletten an sich tragen, damit sichtbar war, dass er sich an jeden anheften wollte. Noch heute wird einem besonders lästigen Zeitgenossen nachgesagt,dass er "wie eine Klette" an einem hängt. Die Anhänglichkeit der Klette hat heute einen ganz praktischen Nutzen, die Pflanze war das Vorbild für den so vielseitig einsetzbaren Klettverschluss.

Sollte die Klette sich im Garten angesiedelt haben und die nahrhaften Beete beanspruchen, die eigentlich zum Anbau von Gemüse gedacht waren, so können sie als solches weiter kultiviert werden und die Küche um eine neue Geschmacksvariante bereichern. Die jungen Blätter lassen sich als Spinatersatz verwenden, werden aber bald herb im Geschmack. Angenehmer im Aroma sind die Stängel und im Herbst die Wurzel. Bei beidem muss die bittere Schale entfernt werden, was bei den Stängeln eher mühsam, bei den Wurzeln recht einfach zu machen ist. Um Reste der Bitterkeit zu entfernen, werden die vorbereiteten Wurzel 20 Minuten in Wasser gekocht, dem etwas Natron zugesetzt wurde. Danach können sie in Butter geschwenkt und leicht gesalzen serviert werden oder gemischtes Gemüse mit ihrem zarten Geschmack bereichern.







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