Schöllkraut (Chelidonium majus): Unterschied zwischen den Versionen

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====Geschichte und Geschichten====
====Geschichte und Geschichten====
Das Schöllkraut gehört zu den Pflanzen, die fast das ganze Jahr hindurch zu finden sind. Selbst im Winter bleibt die Pflanze an geschützten Stellen grün und Blüten sind selbst im November immer wieder zu finden. Die durch Ameisen verbreiteten Samen keimen im frühen Frühjahr, aber auch im Sommer und Herbst, je nach Witterung. Ende Februar, Anfang März erscheinen die ersten Blüten an überwinterten Pflanzen, die dann eine recht üppige Gestalt annehmen können. Diese großen Büsche halten sich mit ihren verzweigten Wurzeln im Boden so gut fest, dass der oberirdische Teil eher abreißt, als dass sich die Wurzel ausreißen ließe. Im Allgemeinen bleibt das Herz dabei erhalten und nach kurzer Zeit ist die Pflanze wieder da. Im offenen Gelände lässt sich die Wurzel mit einer Grabegabel lockern und beseitigen, aber das Schöllkraut liebt enge Ritzen am Grunde von Mauern oder auch Pflasterfugen. Dort erwärmt sich der Boden schnell und das Mohnngewächs findet ideale Bedingungen. Auch im Wurzelgeflecht von Hecken breitet es sich aus. Wie bei vielen Mitgliedern der Familie wirken die Blätter wie von einer Wachsschicht überzogen, das Grün ist immer etwas blaustichig. Typisch für das Schöllkraut ist der orange-gelbe Milchsaft, der in der gesamten Pflanze zu finden ist und der auf der Kleidung sehr unschöne braune Flecken hinterlässt, die sich so gut wie gar nicht entfernen lassen. Selbst Flecken auf der Haut brauchen Tage, um wieder zu verschwinden.
Das Schöllkraut gehört zu den Pflanzen, die fast das ganze Jahr hindurch zu finden sind. Selbst im Winter bleibt die Pflanze an geschützten Stellen grün und Blüten sind selbst im November immer wieder zu finden. Die durch Ameisen verbreiteten Samen keimen im frühen Frühjahr, aber auch im Sommer und Herbst, je nach Witterung. Ende Februar, Anfang März erscheinen die ersten Blüten an überwinterten Pflanzen, die dann eine recht üppige Gestalt annehmen können. Diese großen Büsche halten sich mit ihren verzweigten Wurzeln im Boden so gut fest, dass der oberirdische Teil eher abreißt, als dass sich die Wurzel ausreißen ließe. Im Allgemeinen bleibt das Herz dabei erhalten und nach kurzer Zeit ist die Pflanze wieder da. Im offenen Gelände lässt sich die Wurzel mit einer Grabegabel lockern und beseitigen, aber das Schöllkraut liebt enge Ritzen am Grunde von Mauern oder auch Pflasterfugen. Dort erwärmt sich der Boden schnell und das Mohngewächs findet ideale Bedingungen. Auch im Wurzelgeflecht von Hecken breitet es sich aus. Wie bei vielen Mitgliedern der Familie wirken die Blätter wie von einer Wachsschicht überzogen, das Grün ist immer etwas blaustichig. Typisch für das Schöllkraut ist der orange-gelbe Milchsaft, der in der gesamten Pflanze zu finden ist und der auf der Kleidung sehr unschöne braune Flecken hinterlässt, die sich so gut wie gar nicht entfernen lassen. Selbst Flecken auf der Haut brauchen Tage, um wieder zu verschwinden.
Trotz all dieser Widrigkeiten ist das Schöllkraut eine Pflanze die mit der Leuchtkraft ihrer Blüten das Ende der dunklen Jahreszeit ankündigt und deshalb nicht allzu rigoros aus dem Garten verbannt werden sollte. Die wuchsfreudigen Pflanzen strotzen gerade im Frühling vor Lebenskraft. Nach der Blüte lassen sich die Samenstände leicht entfernen, so dass dem Ausbreitungsdrang Einhalt geboten wird.  
Trotz all dieser Widrigkeiten ist das Schöllkraut eine Pflanze die mit der Leuchtkraft ihrer Blüten das Ende der dunklen Jahreszeit ankündigt und deshalb nicht allzu rigoros aus dem Garten verbannt werden sollte. Die wuchsfreudigen Pflanzen strotzen gerade im Frühling vor Lebenskraft. Nach der Blüte lassen sich die Samenstände leicht entfernen, so dass dem Ausbreitungsdrang Einhalt geboten wird.  


Um das Schöllkraut ranken sich viele Sagen und Legenden. So glaubten die Alchemisten des Mittelalters, dass der milchige Saft ihnen bei der herstellung von Gold behilflich sein könne, sie nannten ihn "coeli donum" Himmelsgeschenk.
Um das Schöllkraut ranken sich viele Sagen und Legenden. So glaubten die Alchemisten des Mittelalters, dass der milchige Saft ihnen bei der Herstellung von Gold behilflich sein könne, sie nannten ihn "coeli donum" Himmelsgeschenk.
Der Saft soll bei Augenerkrankungen hilfreich sein, was sich schon im Namen wiederspiegelt, heißt es doch, dass Schwalben ihren erblindeten Jungen mit Hilfe des Krautes die Sehkraft wiedergeben.
Der Saft soll bei Augenerkrankungen hilfreich sein, was sich schon im Namen widerspiegelt, heißt es doch, dass Schwalben ihren erblindeten Jungen mit Hilfe des Krautes die Sehkraft wiedergeben.
Wer die getrocknete Wurzel bei sich trägt, soll fähig sein, jeden Streit zu schlichten. So wurde die Pflanze zu einem Sinnbild der Harmonie.
Wer die getrocknete Wurzel bei sich trägt, soll fähig sein, jeden Streit zu schlichten. So wurde die Pflanze zu einem Sinnbild der Harmonie.
   
   

Version vom 10. Mai 2015, 17:04 Uhr

Weitere Namen

Schöllkraut, überwinternde Rosette (14.1.)

Schellkraut, Goldwurz, Warzenkraut, Herrgottsblatt, Schwalbenkraut, Blutkraut, Augenwurz, Schminkwurz

Botanischer Name

Schöllkraut, Blüte (20.4.)

(1)Chelidonium von "chelidon" Schwalbe, "majus" bezieht sich auf die Blütezeit im Mai (2)Die Alchemisten änderten die Bedeutung von Chelidonium in "Coeli donum" Geschenk des Himmels

Englischer Name

Celandine

Familie

Mohngewächse, Papaveraceae

Verbreitung

Schöllkraut, Blüte und Samenansatz (8.5.)

Europa, Nordasien

Wuchs

ein- bis zweijährig, selten mehrjährig, aufrechter buschiger Wuchs mit Blüten etwa 50-60cm hoch, Blätter einfach gefiedert, gekerbte Teilblätter, die ganze Pflanze enthält stark färbenden orangeroten Milchsaft

Standort

sonnig, halbschattig, schattig, wächst in jedem Boden, gerne in Hecken und am Waldrand

Blütezeit

(März), April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober

Blüte

vierzählige, leuchtend gelbe Einzelblüten in langstieligen Dolden

Fruchtreife

Juli, August, September

Frucht

zweiklappig aufspringende, bei Reife hellbraune, bis 5cm lange Schote, eiförmige schwarze Samen mit Elaiosom (nahrhaftes Anhängsel as mit den Samen von Ameisen verschleppt wird)

Vermehrung

durch Selbstaussaat, keimt im Frühjahr und im Herbst, die eiförmigen schwarzen Samen haben ein nahrhaftes Anhängsel, das gerne von Ameisen gefressen wird, die Tiere verschleppen die Samen und tragen so zur Verbreitung bei

Frosthärte

Herbstpflanzen überwintern grün, frieren bei starkem Frost zurück

Pflege

sehr ausbreitungsfreudig, daher nicht zu viele Pflanzen aussamen lassen

Verwendbare Teile

Kraut und Wurzeln, frischer Saft zum Betupfen von Warzen, Tee (wegen der Giftigkeit nur in geringer Menge in Mischung mit anderen Pflanzen), harntreibend, abführend, leicht betäubend, leberwirksam, das Kraut wurde zum Färben von Wolle, Stoffen und Leder verwendet

Inhaltsstoffe

Berberin, Chelidonin, Coptisin, Protopin, Stylopin, höchster Alkaloidgehalt im Spätsommer/Herbst, Giftwirkung geht beim Trocknen verloren

Literatur

  • Berliner Pflanzen S.24, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Hagebutte & Co. S.92, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.46 Detlev Arens (1991)
  • Tod und Flora S.115, Helmut Eisendle (2009)
  • Wildpflanzen sehen und erkennen S.37, Roger Phillips (1990)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.110, Gertrud Scherf (2002)
  • kraut&rüben 7/1997

Geschichte und Geschichten

Das Schöllkraut gehört zu den Pflanzen, die fast das ganze Jahr hindurch zu finden sind. Selbst im Winter bleibt die Pflanze an geschützten Stellen grün und Blüten sind selbst im November immer wieder zu finden. Die durch Ameisen verbreiteten Samen keimen im frühen Frühjahr, aber auch im Sommer und Herbst, je nach Witterung. Ende Februar, Anfang März erscheinen die ersten Blüten an überwinterten Pflanzen, die dann eine recht üppige Gestalt annehmen können. Diese großen Büsche halten sich mit ihren verzweigten Wurzeln im Boden so gut fest, dass der oberirdische Teil eher abreißt, als dass sich die Wurzel ausreißen ließe. Im Allgemeinen bleibt das Herz dabei erhalten und nach kurzer Zeit ist die Pflanze wieder da. Im offenen Gelände lässt sich die Wurzel mit einer Grabegabel lockern und beseitigen, aber das Schöllkraut liebt enge Ritzen am Grunde von Mauern oder auch Pflasterfugen. Dort erwärmt sich der Boden schnell und das Mohngewächs findet ideale Bedingungen. Auch im Wurzelgeflecht von Hecken breitet es sich aus. Wie bei vielen Mitgliedern der Familie wirken die Blätter wie von einer Wachsschicht überzogen, das Grün ist immer etwas blaustichig. Typisch für das Schöllkraut ist der orange-gelbe Milchsaft, der in der gesamten Pflanze zu finden ist und der auf der Kleidung sehr unschöne braune Flecken hinterlässt, die sich so gut wie gar nicht entfernen lassen. Selbst Flecken auf der Haut brauchen Tage, um wieder zu verschwinden. Trotz all dieser Widrigkeiten ist das Schöllkraut eine Pflanze die mit der Leuchtkraft ihrer Blüten das Ende der dunklen Jahreszeit ankündigt und deshalb nicht allzu rigoros aus dem Garten verbannt werden sollte. Die wuchsfreudigen Pflanzen strotzen gerade im Frühling vor Lebenskraft. Nach der Blüte lassen sich die Samenstände leicht entfernen, so dass dem Ausbreitungsdrang Einhalt geboten wird.

Um das Schöllkraut ranken sich viele Sagen und Legenden. So glaubten die Alchemisten des Mittelalters, dass der milchige Saft ihnen bei der Herstellung von Gold behilflich sein könne, sie nannten ihn "coeli donum" Himmelsgeschenk. Der Saft soll bei Augenerkrankungen hilfreich sein, was sich schon im Namen widerspiegelt, heißt es doch, dass Schwalben ihren erblindeten Jungen mit Hilfe des Krautes die Sehkraft wiedergeben. Wer die getrocknete Wurzel bei sich trägt, soll fähig sein, jeden Streit zu schlichten. So wurde die Pflanze zu einem Sinnbild der Harmonie.