Schlüsselblume (Primula veris): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Januar 2016, 18:00 Uhr

Weitere Namen

Schlüsselblume, Austrieb (31.3.)

Himmelschlüsselchen, Apothekerblume, Arzneiprimel, Peterschlüssel, Gichtblume

Botanischer Name

"Primula" Verkleinerungsform von Primus - der Erste, "veris" von lateinisch "ver" für Frühling

Englischer Name

Cowslip

Familie

Primelgewächse, Primulaceae

Verbreitung

Europa

Wuchs

Schlüsselblume, Blüte (13.4.)

ausdauernd, horstig-rosettig, länglich ovale runzelige Blätter, Blütenstand bis 25cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, mäßig nahrhafter Boden

Blütezeit

(März), April, Mai, (Juni)

Blüte

Schlüsselblume, rot blühende Variante (13.4.)

doldiger Blütenstand,aufrecht stehende bis hängende gelbe Blüten mit oranger Mitte, lang gezogener hellgrüner Kelch, die Schlüsselblume bildet zwei verschieden Blütentypen aus, einen mit langem Griffel und kurzen Staubblättern und einen mit kurzem Griffel und langen Staubblättern, so wird eine Selbstbestäubung weitgehend vermieden

Fruchtreife

August, September

Frucht

Schlüsselblume, Samenstand (26.10.)

aufrecht stehende, im Blütenkelch verbleibende Kapsel mit kleinen hellen Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Herbst (Kaltkeimer), sät sich an zusagender Stelle gerne selbst aus

Frosthärte

grün überwinternd

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr

Verwendbare Teile

Wurzel im Herbst, in Teemischungen gegen Husten, frische junge Blätter als Salatzutat, Blüten als besonders mildes Hustenmittel, zum Ansetzen von Likör oder Blütenzuker, zu Ostern lassen sich Eier mit den Blüten gelb färben, wenn sie dem Kochwasser beigegeben werden

Inhaltsstoffe

Saponine, Phenylglycoside, ätherische Öle, Flavone, Kieselsäure, Gerbstoffe, Campfer, Magnesium

Status

anwesend, Ableger vorhanden

Literatur

  • Blattrosetten S.25, Raimund Fischer (1997)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.494, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.102, Detlev Henschel (2002)
  • Kräuter S.168, Burkhard Bohne (2010)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.24, Detlev Arens (1991)
  • Wo der Pfeffer wächst S.205, Hansjörg Küster (1987)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S. 68, Gertrud Scherf (2002)
  • kraut&rüben 2/1993

Geschichte und Geschichten

Die Schlüsselblume gehört zu den ersten Blumen des Frühlings. Ihre runzlige Blattrosette hat den Winter im Allgemeinen ohne großen Schaden überstanden und die ersten Blütenknospen sind häufig im Spätherbst schon angelegt. Sie sitzen in Inneren der Rosette wie eingekuschelt in einem Nest und warten darauf, dass es etwas wärmer wird. Die äußeren Blätter frieren im Winter zurück, wärmen aber immer noch das Herz der Pflanze. Sie bleiben unter dem neuen Wuchs liegen und vergehen langsam, setzen die gespeicherten Nährstoffe wieder frei. Viel mehr braucht die Schlüsselblume nicht, auf gedüngtem Boden verschwindet sie bald. Die Verwandtschaft zwischen Schlüsselblumen und anderen Primeln ist so eng, dass immer wieder Kreuzungen auftreten, so auch rot blühende Varianten, die mal der Schlüsselblume ähnlicher sehen, mal dem anderen Elternteil. Die im Herbst ausfallenden Samen verteilen sich meist in der Nähe der Mutterpflanze, so dass sich im Laufe der Jahre größere Bestände bilden. Die Schlüsselblume ist ein Kaltkeimer, nach der Winterruhe erscheinen die Sämlinge, die schon im Vierblattstadium an den typisch runzligen Blättern gut zu erkennen sind. Unter guten Bedingungen treibt die Pflanze schon im zweiten Standjahr erste Blüten.

In der Mythologie ist die Schlüsselblume eng mit dem erwachenden Leben im Frühjar verbunden. Die Kelten sahen in der Blume den Schlüssel, mit dem die Frühlingsgöttin das Tor des Himmels aufschloss, so dass der Lebenszyklus neu beginnen konnte. Auch zum öffnen geheimer Orte, an denen Schätze verborgen waren konnte der Schlüssel benutzt werden. Aus dem heidnischen Brauchtum ging der Schlüssel an Petrus über, der im christlichen Glauben den Himmel aufschließt. Die ersten Schlüsselblumen wuchsen auf der Erde, als dem Hüter des Himmelstores der Schlüssel einmal herunterfiel.

Der hohe Zuckergehalt der Blüten machte sie früher als Gewürz beliebt, Milchsuppe und Brei wurden damit gesüßt und bekamen gleich noch eine appetitliche Farbe. Durch Zugabe der Blüten ins Kochwasser lassen sich Ostereier gelb färben. Junge Blätter können als Salatzutat genutzt werden, ältere werden durch den ansteigenden Saponingehalt ungenießbar.

Die schleimlösende Wirkung der Saponine wird genutzt durch die Beigabe der getrockneten Wurzel zu Hustentees.

Kulinarisches

Blütenzucker

  • 50 g Blüten
  • 100 g Zucker
  • Blüten und Zucker zusammen pürieren, so dass eine weiche Masse entsteht, diese trocknen lassen und nochmals pürieren. Den feinen gelben Zucker in einem gut schließenden Gefäß aufbewahren. Er behält erstaunlich lange seine Farbe.